Mekka Massaker 1987

Das Mekka Massaker 1987 war eine gewaltsame Niederschlagung eines friedlichen religiösen Ritus der Pilger in Mekka – zumeist aus der Islamische Republik Iran – durch die Sicherheitsbehörden in Saudi-Arabien.

Nach der Islamischen Revolution 1979 haben die Pilger aus der Islamischen Republik Iran die zumeist verkrusteten und sinnentwerteten Riten der Pilgerfahrt [hadsch] versucht mit den Inhalten des Islam zu füllen. Eine dieser Inhalte bestand darin das symbolische Bewerfen der drei Felsen am 12. Tag mit einer Demonstration gegen die Unterdrücker [zalim] der aktuellen Zeit zu verbinden. Die Demonstration wurde unter der Bezeichnung „Distanzierung von den Götzendienern“ [برائت المشرکين] durchgeführt. Bei diesen Demonstrationen wurde in einem friedlichen Marsch vor allem Parolen gegen die USA, Israel und die damalige UDSSR skandiert.

Damals war der Irak-Iran-Krieg in einer heftigen Phase, wobei das Königshaus in Saudi-Arabien Saddam finanziell unterstützte. Da das wahhabitische System in Saudi-Arabien nur mit massiver US-Militärhilfe an der Macht erhalten werden konnte, war man nicht erfreut über die Demonstrationen. Am Freitag, den 31. Juli 1987 kam es dann zu einem Massaker an den Pilgern. Die Sicherheitsbehörden eröffneten das Feuer auf die Demonstranten, wobei nach offiziellen Angaben 402 Menschen getötet wurden, darunter 275 Pilger aus der Islamischen Republik Iran. Über 700 Demonstranten wurden verwundet.

Ab 1990 begannen die Demonstrationen erneut und sind inzwischen eine sehr machtvolle Demonstration während der Pilgerfahrt. Saudische Sicherheitskräfte versuchen aber Nichtiraner von der Beteiligung abzuhalten, indem sie die Pilgerströme an dem Tag voneinander zu trennen suchen, was immer seltener gelingt. Inzwischen gelten Pilger aus dem Libanon sowie kleinere Gruppen aus anderen Ländern zum festen Bestandteil der Demonstration.

Weitere Details finden Sie in der Enzyklopädie des Islam.

Dort finden Sie auch eine Bildergalerie bei der Iranische Künstler das Mekka Massaker 1987 eindrucksvoll in Form von Graphiken wiedergegeben haben.

 

Im Folgenden ein Rundbrief, welches die Islamische Gemeinschaft in Clausthal (Vorgänger des Islamischen Weges) gleich nach den Attentaten verschickt hat:

 

 

DAS SAUDISCHE BLUTBAD VON MEKKA
Artikel vom 4. 8. 87 von der Islamischen Gemeinschaft in Clausthal (später Islamischer Weg)

Im Namen Gottes des All erbarmers, des Barmherzigen
„Wir sind von Gott und zu Ihm kehren wir zurück“
(Qur’an 2:156)

Liebe Geschwister im Islam,
die Ereignisse am Freitag den 31.07.87 im von den Saudis besetzten Arabien machen es notwendig, dass wir Mosleme aufwachen und die Ermordung von hilflosen Pilgern am Hause Gottes aufs schärfste verurteilen.

Am Donnerstag, den 30.07.87, ist ein amerikanischer Hubschrauber im Persischen Golf abgestürzt, wobei mehrere amerikanische Soldaten umgekommen sind. Die Situation am Persischen Golf hatte sich seit Wochen dramatisiert und gipfelte vorläufig im sogenannten „Geleitschutz“ der Amerikaner für kuwaitische Schiffe, welche Öl für das Baath-Regime des Iraq transportieren sollten.

Nach dem Debakel der Fregatte Stark vor einigen Wochen, waren die Amerikaner, um nicht erneut gedemütigt zu werden, mit einer verschwenderischen Masse an
Mensch und Material in den Gewässern des Persischen Golfes aufgetreten, wo sie nichts zu suchen haben. Die kuwaitischen Fürsten baten die Amerikaner darum, das Banner des „Lailahailallah muhammadun-rasulullah“ einer moslemischen Nation gegen die Sterne und Streifen der teuflisch-amerikanischen Flagge auszutauschen. Trotz all ihren Einsatzes ist es den Amerikanern nicht einmal gelungen, einen leeren Tanker unbeschädigt zu kuwaitischen Häfen zu geleiten. Der umgeflaggte Tanker, der geschützt werden sollte, lief auf eine Mine und wurde derart beschädigt, dass er für den Transport von Öl nicht mehr zu verwenden war. Damit wurden die Amerikaner erneut gedemütigt, und ihnen wurde die Machtlosigkeit all ihrer Waffen, die Angst einjagen sollen, vor Augen geführt.

An diese Vorgeschichte muss man sich erinnern, um die Ursachen für das Massaker von Mekka verstehen zu können. Einen Tag danach haben die Saudis im Auftrag von Amerika an den Gästen Gottes Rache genommen.

Wie jedes Jahr im Monat der Pilgerfahrt (Hadsch) waren die Mosleme aller Weltvon Allah in sein Heiliges Haus eingeladen. Über zwei Millionen Mosleme folgten auch dieses Jahr der Einladung Allahs, um Seine Gebote zu erfüllen, um die Einheit der Mosleme zu feiern, und in der größten internationalen Demonstration der Welt symbolisch gegen die götzendienenden Mächte der Welt (muschrikun) aufzustehen, wie Allah es von den Moslemen verlangt und die Sunna des Propheten Muhammad (der Friede sei mit ihm und mit seinen Nachfolgern) es uns vorlebt.

Jede der rituellen Handlungen bei der Pilgerfahrt stellt eine andere Form des Aufstandes dar. Insbesondere in einer Zeit, in der sich der Unglaube (kufr), vertreten durch die USA, Frankreich und Großbritanien mit der Hilfe und Übereinstimmung der UDSSR im Interesse des Weltzionismus gegen den Islam vereinigt, um die Befreiungsbewegung der Mosleme zu bekämpfen und dabei von Niederlage zu Niederlage schlittert, ist der Aufstand der Mosleme bei dem Hause Allahs gemäß dem Quranvers :

„Allah hat die Ka’aba zu einem geheiligten Haus, zu einem Ort des Aufstandes (qiyam) für die Menschen gemacht“ (Qur’an 5:97),

Unzählige Gläubige vereinigten sich an diesem heiligen Ort zu einem einheitlichen Körper, der allein durch den Aufschrei ihrer nackten Stimmen die Weltmächte der Unterdrückung mit all ihren Massenvernichtungsmitteln in Angst und Schrecken versetzte. Gäste im Hause Allahs lehrten die Befehlshaber von Flugzeugträgern das Fürchten, weil diese Mosleme bereit sind, auf Allahs Weg ihr Leben zu opfern. Weil der Schmerz dieses Aufschreis auf dem Weg der Gerechtigkeit Allahs auf Erden von den Teufels vertretern nicht mehr zu ertragen war, geschah ein unglaubliches und in der islamischen Geschichte einmaliges Massaker an diesem heiligen Ort.

Ohne Vorwarnung, ohne Warnschüsse, wurde am Freitag abend, den 31. 7. 87 das Feuer auf die Pilger eröffnet. Die Marionetten der Supermacht USA, die von der ehemaligen Kolonialmacht England eingesetzten Könige und Prinzen der Familie Saud ließen ihre Söldner auf unbewaffnete Pilger feuern. Die scharfe Munition der Maschinengewehre zerfetzte die Körper von unschuldigen Menschen, von Frauen, von Alten, von Kindern, von Menschen, die nicht schnell genug fliehen konnten.

Denjenigen, die flohen, wurde der Weg abgeschnitten und beschossen. Selbst die Krankenwagen des Roten Halbmondes der Islamischen Republik Iran in Mekka und die Krankenpfleger, die zu Hilfe kamen, wurden erbarmungslos von der Polizei beschossen. Bis zum Schreiben dieses Berichtes waren schon mehr als 400 (!!) Schuhada (Märtyrer) gezählt, und viele werden noch folgen, weil Tausende nur schwerverletzt dem Blutbad entrinnen konnten. Die Söldner-Armee und -Polizei der Saudis schlugen mit Schlagstöcken auch in Krankenhäusern auf die verletzten Mosleme ein. Die heilige Erde der Wirkungsstätte des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm und mit seinen Nachfolgern) wurde mit dem Blut seiner tapferen Anhänger getränkt.

Das saudische Königshaus hat mit diesem Massenmord an den Moslemen für alle Gläubigen ersichtlich seine wahre Gesinnung manifestiert. Die Könige und Prinzen haben das Haus Allahs entehrt, die Gläubigen niedermetzeln lassen und die heilige Wirkungsstätte vieler großer Propheten in die Hände des Teufels ausgeliefert. Damit haben sie bewiesen, dass sie nicht in der Lage sind, die Ehre des Gotteshauses zu bewahren und dessen Gäste zu bedienen.

Wie lange werden die Mosleme aller Welt noch tatenlos zusehen ?

Das Blut der Märtyrer ruft die Herzen der Lebenden dazu auf, der Ermordung der Pilger dadurch einen Sinn zu geben, indem die Mosleme die heiligen Stätten des Islam befreien. Endgültig haben die Saudis jedes Recht auf weitere Verwaltung des Hauses Allahs verwirkt, falls sie jemals dazu berechtigt waren. Doch ist es nicht nur das Blut der Märtyrer, das zum Aufwachen ruft ! Es sind die Mosleme aller Welt, die ihre Geschwister zu Hilfe rufen, um sich von der Umklammerung durch die Supermächte zu befreien. Unsere Geschwister in der Islamischen Republik Iran sind es, die diesem Hilferuf folgen möchten, obwohl sie selber bereits die größten Schwierigkeiten haben und die größten Opfer bringen müssen, einzig und allein wegen ihres kompromisslosen Bekenntnisses für den Islam.

Es ist unsere Aufgabe, liebe Geschwister, das Mindeste zu tun, was uns von der Ferne aus möglich ist. Deshalb bitten wir Allah darum, dass Er uns die Kraft gibt, unsere Verantwortung zu erfüllen. Persönliche wie anonyme Briefe an die Botschaft der Saudis in Bonn können die Verurteilung der saudischen Aggression sowie die Solidarität mit den Pilgern zum Ausdruck bringen. Persönliche Gespräche im kleinen wie im großen Kreis können uns gegenseitig stärken und uns motivieren, auf Allahs Weg aktiv zu sein. Unsere herzliche und aktive Solidarität mit den Pilgern sind wir als Mosleme unseren Geschwistern schuldig.

Die gläubigen Mosleme werden sich durch die Verdrehung der Wahrheit durch die Saudis, die mit Hilfe der Propagandamedien des Weltzionismus versuchen, ein völlig falsches Bild vom grausamen Einsatz von giftigen Gasen, die Erstickung herbeiführen können, und automatischen Waffen gegen die friedvollen und hilflosen Gäste Allahs vor dem Hause Gottes zu übermitteln, nicht irritieren lassen. Die Ka’aba ist das Symbol der Einheit und Einigkeit der Mosleme, und die Saudis und ihre Hintermänner können mit käuflichen Methoden die Mosleme nicht gegeneinander aufhetzen.

Möge Allah uns verzeihen, dass wir am Tage des Feierns Euch an dieses traurige Ereignis erinnern müssen, aber wir tun das in der Hoffnung, gemeinsam mit allen Geschwistern Zustände zu schaffen, die uns eines Tages das wahrhaftige Feiern an diesem heiligen Tage ermöglichen werden.

Der Friede sei mit Euch
Eure Geschwister von der Islamischen Gemeinschaft in Clausthal
4. 8. 87
Islamische Gemeinschaft in Clausthal, Postfach 1145, 3392 Clausthal-Z. (Diese Gemeinschaft ist dann später in den Islamischen Weg e.V. Übergegangen)