بسم الله الرحمن الرحیم
Im Namen Gottes des Allerbarmers, des Barmherzigen
الحمد لله ربّ العالمين و الصّلاة و السّلام على سيّدنا محمّد و ءاله الطّاهرين
و صحبه المنتجبين
Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Welten. Der Friede und Segen Gottes sei mit Seinem Propheten Mohammad und dessen reinen Nachkommen und auserwählten Gefährten. Nun ist der Frühling des Hadsches frisch und mit spiritueller Schönheit und Pracht und Gott gegebener Größe eingekehrt und hat die gläubigen und sehnsüchtigen Herzen wie Falter um die Kaaba des Glaubens an den Einen Gott und die Kaaba der Einheit zum Flug versammelt. Mekka und Mena, Maschar und Arafat sind Raststätten glücklicher Menschen, die auf die Einladung aufgrund des Verses Rufe die Menschen zum Hadsch auf! (Sure 22:27) gehört haben und die Ehre fanden, an dem Gastempfang Gottes, des Vergebenden und des Großzügigen teilzunehmen. Hier steht das gesegnete Haus und der Mittelpunkt der Rechtleitung, von dem aus die Zeichen der göttlichen Verkündigung ausstrahlen und wo sich über die Häupter aller der Schirm der Sicherheit spannt.
Wascht die Herzen im Zamzamquell der Aufrichtigkeit, der Gott-Erinnerung und Gottergebenheit rein! Öffnet das innere Auge für die klaren Zeichen Gottes! Sucht die ausschließliche Hinwendung zu Ihm und die Ergebenheit, die ein Zeichen für wahre Gott-Dienstbarkeit ist! Vergegenwärtigt euch immer wieder die Erinnerung an jenen Vater, der willig und ergeben seinen Ismael zur Opferstätte führte! Lernt auf diese Weise den hellen und klaren Weg kennen, der für die Freundschaft zu dem Herrlichen Schöpfer offen vor uns liegt, und überlasst es eurem gläubigen Willen und eurer aufrichtigen Absicht, diesen Weg zu beschreiten!
Der Platz Abrahams gehört zu diesen Zeichen der göttlichen Verkündigung. Der Fußabdruck Abrahams – gegrüßet sei dieser Prophet – neben der heiligen Kaaba ist nur ein Wahrzeichen für den Platz, den Abraham einnimmt. Der hohe Platz Abrahams besteht in seiner ausschließlichen Gottzuwendung , seinem Selbstverzicht und seiner Selbstaufopferung. Es ist seine Stufe der Standhaftigkeit gegenüber dem Verlangen seiner Seele und seinen Empfindungen als Vater und ebenso gegenüber der Vorherrschaft des Unglaubens und des Götzentums und der damaligen Gewaltherrschaft des Nimrods.
Diese beiden Wege der Rettung stehen auch jetzt für jeden von uns aus der Islamischen Umma offen. Einsatzbereitschaft, Mut und fester Wille eines jeden von uns können uns in Richtung derselben Ziele in Bewegung setzen, zu denen die Überbringer der göttlichen Botschaft – von Adam bis zum Letzten der Propheten – die Menschen herbeiriefen, während sie denen, die diesen Weg gehen, Größe und Glück in dieser und der ewigen Welt verhießen.
An diesem gewaltigen Versammlungsort der Islamischen Umma sollten sich die Hadschpilger mit den wichtigsten Fragen der Islamischen Welt auseinandersetzen. Zurzeit steht die Protesterhebung und Revolution in einigen bedeutenden islamischen Ländern an der Spitze aller dieser Fragen. Vom letzten bis zum diesjährigen Hadsch ist es in der Zwischenzeit zu Ereignissen in der Islamischen Welt gekommen, die das Schicksal der Islamischen Umma verändert haben und eine strahlende Zukunft voller Größe und materiellem und immateriellem Fortschritt ankündigen. In Ägypten, Tunesien und Libyen sind die diktatorischen, verdorbenen und fremdabhängigen Abgottherrscher vom Machtthron herabgestürzt und in einigen anderen Ländern drohen die mächtigen Wogen des Volksaufstandes die Paläste des Reichtums und der Gewaltherrschaft abzubrechen und zu zerstören.
Dieses neu eröffnete Kapitel in der Geschichte unserer Umma macht Tatsachen deutlich, die alle zu den Zeichen der göttlichen Verkündigung gehören und uns vitale Lehren zuteil werden lassen. Diese Tatsachen müssen bei allen Abwägungen und Planungen der muslimischen Völker genutzt werden.
Als erstes hat sich nun aus der Mitte der Völker, welche viele Jahre politisch von den Fremden beherrscht wurden, eine junge Generation erhoben, die mit einem beachtenswertem Selbstvertrauen der Gefahr entgegen geht, zur Konfrontation mit den Hegemoniemächten aufsteht und sich für die Veränderung der Lage einsetzt.
Zudem ist der Islam – trotz der Vorherrschaft und der Bestrebungen der sekulären Potentanten und deren offenen und versteckten Anstrengungen zur Verdrängung der Religion in diesen Ländern – mit deutlicher, beeindruckender Macht und Präsenz Wegweiser für Herz und Zunge geworden und hat wie ein sprudelnder Born für die Losungen und Aktionen der Millionenmassen, deren Versammlungen und Vorgehen Frische und Leben verliehen. Die Orte, von denen aus der Gebetsaufruf erhallt und die Versammlungsplätze zu diesem Gebet, die Rufe zur Größenpreisung (Takbir) und die Islamischen Losungen sind ein deutliches Zeichen für diese Wahrheit, und den sicheren Beweis für diese Behauptung liefern die jüngsten Wahlen in Tunesien. Zweifelsohne werden freie Wahlen in jedem anderen islamischen Land kein anderes Ergebnis als wie das von Tunesien zur Folge haben.
Des Weiteren wurde bei den Ereignissen dieses einen Jahres allen vor Augen geführt, dass Gott der Allmächtige eine solche Macht in den Willen der Völker gelegt hat, dass keine andere Gewalt Widerstand gegen sie leisten kann. Die Völker sind mit dieser Gott gegebenen Kraft in der Lage, ihr Schicksal zu ändern und den göttlichen Beistand für sich zu gewinnen.
Dazu kommt, dass die arroganten, imperialistischen Regierungen und an ihrer Spitze die USA, welche lange Jahre mit politischen Machenschaften und Kniffen ihrer Sicherheitsapparate die Regierungen der Region fügsam machten und – wie sie glaubten – eine hindernisfreie Bahn für ihre zunehmende wirtschaftliche, kulturelle und politische Vorherrschaft über diesen bedeutsamen Teil der Welt geschaffen hatten, nun Hauptziel der Lossagung und der Verabscheuung der Völker dieser Region sind. Man soll sich dessen sicher sein, dass die Systeme, die aus diesen Revolutionen hervorgehen, nicht mehr das demütigende Ungleichgewicht akzeptieren werden und die politische Geografie dieser Region von den Völkern und mit dem Ziel der Erreichung ihrer Größe und vollständigen Unabhängigkeit bestimmt werden wird.
Ebenso ist die doppelzüngige und heuchlerische Natur der westlichen Mächte den Menschen in diesen Ländern klar geworden. In Ägypten, Tunesien und Libyen haben die USA und Europa – jeweils auf bestimmte Art und Weise – nach besten Kräften versucht, ihre Schachfiguren aufrecht zu erhalten. Als aber der Wille der Völker ihr Vorhaben vereitelte, begegneten sie dem siegreichen Volk mit einem scheinheiligen Lächeln der Freundschaft.
Es gibt noch mehr wertvolle Wahrheiten und Zeichen der göttlichen Verkündigung bei den Ereignissen der letzten 12 Monate in dieser Region. Leuten, die nachdenken, fällt es nicht schwer, sie zu sehen und zu erkennen.
Trotz alledem bedarf heute die gesamte Islamische Umma und bedürfen insbesondere die Völker, die sich erhoben haben, zwei wichtiger Faktoren:
Erstens: Die Fortsetzung des Widerstandes und strikte Vorsicht vor Abnahme der Entschlossenheit
Der göttliche Befehl, der im Koran an den Erhabenen Propheten (F.s.m.i.) ergeht, lautet: فَاسْتَقِمْ كَمَا أُمِرْتَ وَمَن تَابَ مَعَكَ وَلاَ تَطْغَوْاْ
Bleibe beharrlich auf dem geraden Weg, wie dir befohlen wurde und desgleichen den Gläubigen, die mit dir zu Gott umgekehrt sind. Und begeht keine Überschreitungen! (11:112) sowie:
فذلک فادع و استقم کما امرت
Zu diesem (Glauben, dem einheitlichen Glauben,) sollst du aufrufen. Bleibe standhaft auf dem rechten Weg, wie dir befohlen worden ist! (42: 15)
und in Zitierung des Propheten Moses (gegrüßet sei er):
قــــــالَ موُسی لِقَوْمِهِ أسْتَعینوُا باللهِ وَ أصْبِروُا اِنَّ ألْاَرْضَ لِلّهِ یوُرِثُها مَنْ یَشاءُ مِنْ. عِبادِه
وَألْعاقِبَةُ لِلْمُتَّقینَ.
Da sagte Moses zu seinem Volk: „Bittet Gott um Hilfe und seid geduldig! Die Erde ist Gottes, und Er vererbt sie, wem Er will unter Seinen Dienern. Das gute Ende gehört den Gottesfürchtigen.” (7:128)
In der jetzigen Epoche liegt für die Völker, die sich erhoben haben, das große Beispiel für Gottesfürchtigkeit darin, dass sie ihre gesegnete Bewegung nicht einstellen und sich nicht durch die Erfolge dieses Zeitabschnittes von den Realitäten ablenken lassen. Dies ist die wichtige Stufe einer Gottesfürchtigkeit, deren Inhaber mit der Verheißung des „guten Endes“ geehrt werden.
Zweitens: Wachsamkeit gegenüber den Machenschaften der internationalen arroganten Unterdrücker und der Mächte, denen diese Protestaufstände und Revolutionen geschadet haben.
Sie bleiben nicht tatenlos und haben, ausgerüstet mit allen politischen, geheimdienstlichen und finanziellen Möglichkeiten den Schauplatz betreten, um erneut in diesen Ländern ihren Einfluss und ihre Macht herzustellen. Ihre Instrumente sind Verlockungen, Drohungen und Täuschung. Wie die Erfahrung zeigt, gibt es unter den Prominenten Leute, bei denen dieses Instrumentarium wirkt und bei denen Angst, persönliche Erwartungen oder Leichtfertigkeit verursachen, dass sie sich bewusst oder unbewusst in den Dienst der Feinde stellen. Die junge Generation, Intellektuellen und Religionsgelehrten müssen die Situation mit wachem Auge genau verfolgen.
Die größte Gefahr ist die Einmischung und Einflussnahme der Front des Kufrs und der Istikbar (des Unglaubens und der arroganten Mächte) bei der Errichtung der neuen politischen Ordnung in diesen Ländern. Sie werden alle ihre Anstrengungen darauf konzentrieren, dass die neuen Regierungsordnungen keinen islamischen und keinen Volks-Charakter besitzen. Allen, die in diesen Ländern engagiert nach dem Wohl streben und alle, die Ehre, Würde und Fortschritt ihres Landes möchten, müssen sich dafür einsetzen, dass die neue Ordnung vollständig den islamischen Charakter und die Mitsprache der Bevölkerung gewährleistet. Hierbei spielen die Verfassungen eine herausragende Rolle. Zukünftige Erfolge und Siege setzen die Anerkennung der Verschiedenartigkeit der religiösen Rechtsschulen oder der durch Stammes- oder Rassenzugehörigkeit bedingten Andersartigkeit voraus.
Die mutige revolutionäre Bevölkerung in Ägypten, Tunesien und Libyen sowie alle anderen wachen und kämpfenden Völker sollten wissen, dass die Befreiung von dem Unrecht und der Heimtücke der USA und der anderen arroganten Mächte im Westen einzig und alleine dann möglich wird, wenn auf der Welt ein Kräfteverhältnis entsteht, das zu ihren Gunsten ist. Damit die Muslime ernsthaft ihre Probleme mit den weltverschlingenden Mächten lösen können, müssen sie die Stufe einer großen Weltmacht erreichen und dies wird nur durch Zusammenarbeit, Verständigung und Zusammenschluss der Islamischen Länder erreichbar sein. Dies ist eine unvergessliche letzte Empfehlung des großartigen Imam Chomeini. Die USA und Nato haben angeblich wegen dem üblen, diktatorischen Gaddafi mehrere Monate lang über Libyen und seine Bevölkerung Bomben abgeworfen und das Land in Brand gesteckt. Dabei zählte Gaddafi doch vor dem mutigen Aufbegehren des libyschen Volkes zu ihren engsten Freunden. Sie nahmen ihn in die Arme, und stahlen durch ihn aus dem libyschen Reichtum. Um ihn zu bearbeiten, drückten sie ihm die Hand oder küssten diese… Nachdem sich das Volk erhoben hatte, haben sie ihn erneut als Aufhänger benutzt und die gesamten Infrastrukturen in Libyen zerstört. Welcher Staat konnte die Tragödie des Mordes an der Bevölkerung und der Zerstörung von Libyen durch die Nato verhindern? Solange den westlichen Mächten, die über Leichen gehen und wie Barbaren auftreten, nicht das Handwerk gelegt wird, sind immer solche Gefahren für die islamischen Länder denkbar. Eine Rettung ist nur durch die Verwandlung der Islamischen Welt in einen Machtpol möglich.
Der Westen, Amerika und der Zionismus sind heute schwächer wenn je. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die aufeinanderfolgenden Misserfolge in Afghanistan und Irak, die ernsthaften, wachsenden Volksproteste in den USA und anderen westlichen Ländern, die Kämpfe und die Opfertaten der Bevölkerung von Palästina und Libanon, die tapferen Volksaufstände in Jemen und Bahrain und einigen anderen unter dem Machteinfluss der USA stehenden Staaten, beinhalten alle bedeutende Frohbotschaften für die Islamische Weltgemeinde und insbesondere für die neuen revolutionären Länder. Die gläubigen Männer und Frauen überall in der Islamischen Welt und ganz besonders in Ägypten, Tunesien und Libyen sollten diese Chance optimal für die Bildung einer internationalen Islamischen Macht nutzen. Persönlichkeiten und Anführer der Bewegungen sollen bei Gott, dem Allmächtigen, Zuflucht suchen, auf die Verheißung Seines Beistandes vertrauen und die neue Seite, die nunmehr in der Geschichte der Islamischen Umma aufgeschlagen wurde, mit ihren unvergesslichen ehrenhaften Taten, welche göttliche Zufriedenheit finden und die Grundlage für Seinen Beistand schaffen werden, schmücken.
Der Friede Gottes sei mit den rechtschaffenen Gottesdienern
Sejjed Ali Husseini Khamenei
29. Dhu-l Qa`da 1432